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    Investment Rockstars DACH - Interview mit Dr. Philip Bußmann

    Dr. Philip Bußmann verwaltet das Bestseller wikifolio China Hightech. Das wikifolio konzentriert sich wie der Name schon sagt auf chinesische Tech Firmen, ein Bereich bei dem ich viel Wachstum erwarte. Da ich das Investment Rockstars DACH wikifolio möglichst gut diversifiziert gestalten möchte, habe ich das China Hightech wikifolio bereits im Oktober kurz nach der Emission mit aufgenommen um auch Chinesische Titel mit im DACH zu halten.

    Vielen Dank für das Interview Herr Dr. Bußmann!

     

    Herr Dr. Bußmann betreibt auch einen eigenen Blog den ich gerne hier verlinke:

     

    Hallo Herr Dr. Bußmann, können Sie sich einmal den Lesern meines Blogs vorstellen?

    Hallo Herr Althaus, erst einmal vielen Dank, dass Ich bei Ihren „Investment Rockstars“ vertreten bin. Das freut mich sehr. Ich versuche das Vertrauen im wahrsten Sinne zurückzuzahlen. ;-) Ich wohne aktuell in Osnabrück und bin Privatier. 
    Seit dem Ende der neunziger Jahre, als Aktienkurse enorm an Wert zulegten und ein paar Jahre später umso stärker wieder fielen, interessiere ich mich für die Börse. Mittlerweile ist es zu einer Leidenschaft geworden. Mich hat interessiert, ob die Börse wirklich zu 90 % aus Psychologie besteht, wie der erfahrene Börsianer Kostolany einst schrieb. Neben einer intensiven Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Investment erfordert es Phantasie und Intuition, die er den klassischen Volks- und Betriebswirten absprach. Nach meinem Studium hatte ich das Glück selber in dem Bereich an der Uni forschen zu können. Ich habe promoviert zu dem Thema "Nutzung von Informationsineffizienzen für Zeitreihenprognosen zum Credit-Default-Swap-Markt". Die dabei gewonnenen Erkenntnisse konnte ich parallel in der Praxis umsetzen. Seit meinem Abschuss als Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2015 lebe ich davon freiberuflich als Trader.

    Sie sind ja bereits seit 2017 auf wikifolio aktiv. Wie kam es dazu, dass Sie 2019 ein neues wikifolio aufgelegt haben?

    2017 bin ich durch das damals beworbene Levermann-wikifolio aufmerksam geworden und wusste, dass die Strategie nur in Bullenmärkten, aber nicht in Krisen funktionieren wird und ich es optimaler lösen könnte. Ich war total begeistert von der wikifolio-Idee und wollte sofort loslegen. Damals war es eher der Gedanke eine sinnvolle Strategie mit überschaubaren Risiken für meine Eltern, Brüder und Vertraute zusammenzustellen. Bis dahin musste ich jedem persönlich Bescheid geben. Sie reagierten häufig mit Verzögerung und viel mehr als ein paar Aktien oder ETFs haben bei den kleinen Anlagebeträgen und den damals noch hohen Transaktionskosten für sie keinen Sinn gemacht. Mit dem wikifolio war eine viel breitere Aufstellung möglich. Selbst für mich selber war das wikifolio sinnvoll, da ich nicht bei jeder Gewinnmitnahme direkt Steuern zahlen muss und stattdessen die realisierten Gewinne weiter anlegen kann bis ich wikifolio-Anteile verkaufe.

    Mit China Hightech habe ich ein wikifolio aufgestellt, das ich in Hinblick auf die Vermarktung für fremde Anleger optimiert habe. An der Börse müssen überzeugende Investmentstories erzählt werden, damit die Interessenten investieren. Die Erkenntnis beschreibt Nobelpreisträger Robert Shiller in seinem Buch zur narrativen Wirtschaft. Die China-Story wurde durch den verschärften Handelskonflikt 2018 unterbrochen und es war für mich klar, dass die Geschichte erst am Anfang steht und die damals extrem hohe Anzahl der Skeptiker einen günstigen Einstiegsmoment ermöglichte. Ich wusste durch meine Diplomarbeit zu neueren Verfahren der Risikoberechnung, wie ich trotz des erhöhten Kursschwankungsrisikos bei China-Aktien den Risikofaktor im überschaubaren Bereich halten kann und zudem die maximalen Drawndowns mit einem dynamischen Risikomanagementansatz kontrollieren kann. Es gab damals noch keinen ETF, mit dem man in den chinesischen Hightechmarkt investieren konnte und ich war mir sicher, dass andere China-ETFs oder Fonds sowohl bei der Rendite als auch beim Risiko keine harte Konkurrenz darstellen werden und mein Konzept früher oder später Anleger anziehen wird, wenn ich transparent meine Strategie kommuniziere und relativ klar ist, worin ich investiere. Das reduziert aus Anlegersicht das Risiko der Unberechenbarkeit eines weitgehend unbekannten Traders.

    Können Sie kurz Ihre Anlagestrategie beschreiben?

    Ich habe 2019 die aus meiner Sicht interessantesten China-Aktien mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Einflussfaktoren der Börsenkursentwicklungen (überlegene Geschäftsmodelle, Finanzkennzahlen, Kursreaktionen auf Unternehmensberichte, Momentum einer Aktie etc.) zusammengesucht und die Gewichtung mit starkem Fokus auf Risikogesichtspunkte vorgenommen. Zur Verringerung des Klumpenrisikos setze ich aktuell auf Edelmetalle und in bärischen Börsenzeiten auf fallende Aktienindizes. 

    Wie ist Ihr Anlagehorizont und die Diversifikation innerhalb des wikifolios?

    Ich finde es spannend von Zeit zu Zeit sich die neuen Aktien-Stories durchzulesen, versuche aber gerade bei den eher schlecht handelbaren chinesischen Aktien nur dann größere Veränderungen vorzunehmen, wenn sich die Situation wie beim Coronacrash oder jetzt durch die Impfstoffhoffnungen sehr stark verändern könnte. 

    Persönlich bin ich in keiner China-Aktie mehr direkt investiert, sondern setze für eine möglichst breite Diversifikation nur auf die Zusammenstellung meines wikifolios China Hightech. Es gab in der Vergangenheit viele Betrugsfälle chinesischer Unternehmen, die an deutschen Börsen gelistet waren. Daran war neben der kriminellen Energie in China vor allem das Geschäftsmodell der deutschen Börse verantwortlich, die damit warb Listings schnell und billig über die Bühne zu bringen und damit kleine, selbst in China unbekannte Unternehmen anlockte. Sehr viel strenger waren hingegen die Regularien in China und in den USA. Der Fall Luckin Coffee zeigte aber, dass schwarze Schafe selbst mit strengeren Kontrollen nicht auszuschließen sind. Viele Shortseller konzentrieren sich bei ihren Recherchen auf Betrugsfälle in China. Bei Luckin Coffee war man durch einen anonymen Bericht als Investor vorgewarnt. Letztlich kann man betrügerische Aktivitäten nicht mit Sicherheit ausschließen. Die Betrugsfälle der deutschen Bank, der deutschen Automobilindustrie oder Wirecard verdeutlichen, dass die Gier auch hierzulande dafür sorgt. Ich setze daher auf eine möglichst breite, gerade noch für mich zu managende Auswahl an China-Aktien. Kleinere aufstrebende Unternehmen gewichte ich nicht ganz so hoch, damit sich ein möglicher Totalflop wie Luckin Coffee verschmerzen lässt. Technologieriesen wie Alibaba oder Tencent traue ich bei der kreativen Bilanzführung zwar auch nicht voll und ganz. Der Wert der Unternehmensbeteilungen und die Marktdominanz ist aber so gigantisch, dass ein Totalverlust für mich nicht vorstellbar ist.

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